„O tempo é nosso“ – die Zeit gehört uns
Christiane, die Mutter unserer Missionarin auf Zeit (MaZ) Elisabeth reiste nach Angola, um ihre Tochter zu besuchen und Land und Leute, von denen sie schon so viel gehört und gelesen hat, kennenzulernen. Gerne teilt sie ihre Erfahrungen mit uns:
Der einzige Mensch, den ich in Angola kannte, bevor ich im Juli 2023 mit meiner Cousine Monika dorthin reiste, ist meine Tochter Elisabeth, die seit November 2022 als MaZlerin und Hebamme in diesem Land tätig ist. Wenn ich das jetzt schreibe, kann ich es kaum glauben, denn wir haben so viele wunderschöne Begegnungen in dieser Zeit erlebt und Gemeinschaft erfahren.
Wenn ich an die 3 Wochen in Angola denke, dann spüre ich vor allem eine große Dankbarkeit.

Kaum am Flughafen angekommen, lernte ich die ersten freundlichen Menschen kennen: Schwester Graciana von den Missionárias Servas do Espiríto Santo, die uns gemeinsam mit Elisabeth abholen kam und João, den Inhaber des Reisebüros, das Monika ausfindig gemacht und über das sie für uns eine 1-wöchige Rundreise gebucht hatte. Jeden Tag kamen neue Begegnungen dazu und am Ende fiel es uns schwer, wieder Abschied zu nehmen.
Woran lag das? Angola ist ca. 6750 km Luftlinie von Österreich entfernt, über Nacht ist man mit dem Flugzeug von Europa aus dort – ist das nah oder doch eher weit? Auf jeden Fall durften wir uns in dieser Zeit ein bisschen zu Hause fühlen. So wie Padre Antonio (aus Indonesien) mal gesagt hat: „Dort, wo du gerade bist, dort bist du in diesem Moment zu Hause und hier verstehen es die Menschen, dir das zu vermitteln: Du bist willkommen!“

Dankbarkeit für dieses vorbehaltlose Angenommensein. Dankbarkeit, dass Elisabeth uns an ihren Freundschaften teilhaben ließ. Dankbarkeit auch, dass sie dort für diese Zeit ein Zuhause gefunden hat und ihre Zeit mit so vielen Menschen teilen kann.
„O tempo é nosso“ – die Zeit gehört uns. Über die Gegenwart können wir verfügen und uns bewusst Zeit nehmen, denn sie gehört uns. Eine Einsicht, die ich in den Alltag hinüberretten will, besonders dann wenn´s stressig wird.

Dankbar bin ich auch für die Gesänge in den Gottesdiensten: In jeder Wochentagsmesse hat in der Früh ein anderer Chor gesungen. Die Freude hat sich auf uns übertragen!
Gemeinsam essen macht glücklich! Mit den Schwestern in zwei verschiedenen Kommunitäten in Luanda, mit Ana Bela, der Mutter von Elisabeths Patenkind Felicia, mit unseren Tour-Guides Fernando und Alfredo, mit den Priesterseminaristen, mit Schwester Teresa, die für uns indonesisch gekocht hat, mit Elisabeths Freunden aus der Pfarre, die ihr selbst kreiertes Gericht (Kibeba) für uns zubereitet und mit uns geteilt haben.

Fasziniert hat mich auch die Landschaft: weite Savanne, Baobabs, breite unregulierte Flüsse als Lebensadern, Wasserfälle und Stromschnellen, mystische Felsformationen, die rote Erde und das fischreiche Meer.
An der objektiven Entfernung zu Angola hat sich nichts geändert, würde man fahren, wären es laut Berechnung sogar rund 10 500 km! Und doch ist dieses Land näher gerückt, weil wir Menschen begegnet sind, die wir ins Herz geschlossen haben.
Fotos: Christiane Schindegger