Von Mensch zu Mensch eine Brücke bau`n…
in jedem Migranten, Flüchtling DEN Menschen seh`n …
Diese wunderbare Erfahrung durfte ich bei der SOS-Balkanroute machen. Am 1.Juli trafen wir uns bei einer Tankstelle, um für einige Tage auf den Spuren der Balkanroute zu sein. Pero, Gründer der NGO: SOS-Balkanroute, aus Wien (geboren in Kroatien) Roswitha, pensionierte Pastoralassistentin, aus Wien (geboren in Deutschland) und die Studentinnen Kiki aus Norwegen, Juliet aus Frankreich und Steffi aus Österreich. Unsere Fahrt nach Rijeka nutzten wir, um uns bei Rap-Musik und dem Teilen der mitgebrachten Getränke und Speisen kennenzulernen. Im Priesterseminar fanden wir unser Quartier mit einem wunderschönen Ausblick auf die Küste. Abends spazierten wir durch die Stadt und aßen kulinarische Kostproben. Am Folgetag ging es dann zum Versorgungszentrum beim alten Bahnhof.

Ein Zelt mit einem großen Roten Kreuz, fiel uns als erstes ins Auge. Sr. Nina, Barmherzige Schwester vom hl. Vinzenz von Paul und Damir, Leiter des Zentrums, begrüßten uns herzlich und führten uns durch das Versorgungszentrum: In einem Container wurden mehrere Duschen, Waschbecken und eine Waschmaschine installiert; ein weiterer Container dient als Lagerraum für Kleidung, Schuhe…… Alles was man unterwegs benötigt.

Im dritten Container wird dringend benötigte medizinische Hilfe angeboten: Meist gilt es Wunden zu reinigen und verbinden, fieber- und schmerzsenkende Medikamente zu verabreichen sowie Salben zur Heilung der Wunden, die durch Parasiten verursacht wurden.
Ein kleines, bunt bemaltes Holzhäuschen als farbenfrohre Tupfen des Zentrums wird gelegentlich als Unterkunft genutzt, wenn viele Quartiere zur Nächtigung benötigt werden.
ALLE Migranten, Asylsuchende erhalten Essen. Dieses wird im Priesterseminar zubereitet – an manchen Tagen bis zu 150 Portionen.

Übriges Essen wird an arme, obdachlose Menschen von Rijeka verteilt. – Alles was zur Versorgung zur Verfügung steht, sind Spenden, welche durch eine gute Vernetzung zum Transitzentrum kommen. Beeindruckt, betroffen und dankbar verabschiedeten wir uns.

Entlang der Küste ging es weiter in die Nähe von Bihac. Nachdem wir uns mit dem Nötigsten eingedeckt hatten, gingen wir in ein Restaurant zum Abendessen; noch wichtiger war jedoch die Begegnung mit Assim, welcher uns die nächsten Tage begleitete. Auch Steffi aus Bad Aussee und Mitglied der SOS-Balkanroute schloss sich unserer Gruppe an.
Assim, der wie viele andere Menschen von Bosnien–Herzegowina eine Flucht- und Gefängniserfahrung hat, weiß was nötig ist und guttut. Vor allem: im Gegenüber den Menschen sehen.
Am nächsten Morgen besichtigten wir das Tageszentrum Emmaus, das für bedürftige Leute aus Bosnien eröffnet wurde und in Zusammenarbeit von verschiedenen internationalen NGOs geführt wird.
Dies bevor wir zu einem Zentrum kamen, in dem Küche, Wäscherei und Lagerhalle integriert sind und welches von Menschen verschiedener Religionen, Kulturen und Nationen bewerkstelligt wird. Diese Einrichtung wurde nach dem Brand im Flüchtlingslager Lipa 2020 zum Großteil mit Geldern von SOS-Balkanroute und IPSIA aus Italien finanziert und aufgebaut. Tgl. werden ca. 250 Mahlzeiten zubereitet, da das Flüchtlingslager Lipa mitversorgt wird. Von dort kommen 2 – 3x wöchentlich Migranten, um behilflich zu sein.
Mahlzeiten werden auch an Bedürftige von Bihac und Umgebung ausgegeben.
In der Wäscherei stehen 3 große Waschmaschinen und eine Trockenmaschine. Etiketten weisen darauf hin, dass diese von NGOs gespendet sind, darunter auch SOS-Balkanroute Wien.
Hier wird die Wäsche/Decken/Pölster vom Flüchtlingslager Lipa gewaschen, sowie die Dienstkleidung des Personals.
In der großen Lagerhalle sehen wir gestapelte Kartons, Nahrungsmittel, Getränke, vorbereiteter Reiseproviant und vieles mehr – ALLES Sachspenden, oder gekauft von Spendengeldern. Durch Angestellte des Roten Kreuzes sowie ehrenamtliche Mitarbeiter:innen werden die Hilfsgüter sorgfältig geordnet und verwaltet.
Bevor wir uns verabschieden, packt Assim Rucksäcke, Isoliermatten, etc. ins Auto. – Wofür? – Das sollten wir bald sehen!
Damir führte uns zu einem verlassenen Haus abseits der Straße, wo die letzten Meter nur zu Fuß erreichbar waren. Es waren Spuren von Flüchtlingen/Migranten in Form von Zeichen, Wörtern, Graffitis und Feuerstellen im Haus. Beeindruckend ist auf der Hausmauer das Graffiti: ein Paar Wanderschuhe und der Schriftzug: STAYSafe.

Betroffen setzten wir unseren Weg fort, bis wir, abgelegen von der Hauptstraße, 20 jungen Männern begegneten, die in der letzten Nacht ein Pushback erlebt hatten. Schuhe, Rucksäcke, Schlafmatten und Handys wurden ihnen abgenommen – so fanden wir sie in der Hitze unter einem schattenspendenden Baum. Nachdem wir ihnen zugehört hatten, packten wir Schachteln mit Schuhen, etwas Kleidung und die mitgenommenen Rucksäcke sowie Isoliermatten aus. „Aber was ist das schon für so viele…“ (vgl. Joh.6,9). Schuh-und Kleidergrößen wurden erfragt und dann gingen wir einkaufen.
Wie groß war die Freude in ihren Augen, als wir nachmittags wiederkamen. In aller Ruhe wurden Schuhe, Kleidung, Wasser und Lebensmittel geteilt. – Ob sie es über die Grenze geschafft haben?
Lipa war die letzte Station dieses Tages. Nach 7 km nicht asphaltierten Weges durch den Wald erreichten wir das Flüchtlingslager, bestehend aus vielen Containern, welche durch einen hohen Zaun von der menschenleeren Umgebung abgeschottet werden. So wie das Wetter, drückend heiß und dunkle Wolken aufziehend, kann ich mir das Gefühl der dort untergebrachten Menschen vorstellen. Nur wenige sah man.

Ein Zentrum, um die EU vor unerwünschten Menschen zu schützen.
Am nächsten Tag waren wir in Banja Luka zu einem Gespräch mit dem Caritasdirektor von Bosnien eingeladen. Mich beeindruckte sein Blick über den Tellerrand hinaus, obwohl die Kirche bzw. die Bevölkerung in Bosnien noch sehr unter Verunsicherungen/Spannungen als Folge der Jugoslawien-Kriege leidet.
Der letzte Tag unserer Reise führte uns in die Stadt Tuzla, dessen Bevölkerung während des letzten Krieges großes Leid ertragen musste.
Oma Emina, deren Gesicht Güte, Freundlichkeit und Weisheit ausstrahlt, lud uns am Gelände der Moschee zu Getränk und einigen Süßigkeiten ein. Die eigene Erfahrung, eine Vertriebene gewesen zu sein, öffnete ihr Herz für die Not der Menschen. Das nimmt konkrete Gestalt an im Geben von Lebensmitteln und Wasser, oder das Herstellen von Verbindungen zu Gesundheitseinrichtungen. – Für sie ist dies eine normale menschliche Geste. – Nach einer herzlichen Verabschiedung fuhren wir weiter nach Zvornik.
In der Kleinstadt Zvornik, gelegen am Grenzfluss Drina, fand eines der größten Massaker während des Jugoslawienkrieges statt. Wiederaufgebaut, wirkt es mit dem Blick auf die Berge Serbiens sehr idyllisch. Doch der Fluss Drina ist auch heute noch ein großes Grab.
Nihat führte uns zu den Gräbern im orthodoxen Friedhof. Er ist Muslim und hat die Erlaubnis erwirkt, dass auch Migranten/Flüchtlinge mit Muslimischem Glaubensbekenntnis begraben werden dürfen. Auf den meisten Holztäfelchen steht N.N und das Datum, wann der begrabene Mensch angeschwemmt wurde. Nach dem Fund eines Menschen am Flussufer wird die DNA bestimmt und somit wird ein Abgleich mit Verwandten möglich. Tote Begraben – ein Werk der Barmherzigkeit, wie es im AT bei Tobit 1,17 geschrieben steht und in Mt, 7,12 darauf Bezug genommen wird.
„Der Drina ist die Schande Europas“, so das Statement von Nihat. „Gäbe es eine geordnete Zuwanderung, würden viele Menschen hier nicht ihr Leben verlieren.“

Mein Fazit dieser Reise:
Wenn Menschen verschiedener Nationen, Religionen, Organisationen, an vielen Orten Flüchtlinge, Migranten als MENSCHEN sehen, gibt es HOFFNUNG für eine gemeinsame ZUKUNFT!