Projektreise nach Rumänien Teil 3 – das „Casa Nazareth“ 

Vor dem Wohnhaus der Kommunität steht das Casa Nazaret. Das Gebäude ist von der Straße aus gut zu sehen und bietet Raum für unterschiedliche Aktivitäten und Projekte. Wir besichtigen den Gruppenraum für die Kinderbetreuung und die ACAR-Gruppe, die Küche, das Lernzentrum, den Spielraum im Keller, der vor allem im Winter genutzt wird, die Lagerräume und den Behandlungsraum für Physiotherapie und Massage, in dem Sr. Gabriela arbeitet. 

Die Ferien beginnen bald und heute ist schulfrei. Aus diesem Grund sind auch noch keine Kinder zum Nachhilfeunterricht gekommen. Am Nachmittag bietet Sr. Ansila alternativ einen Kochworkshop an: Donuts und Palatschinken stehen heute auf dem Programm.

Wir besuchen zuerst Sr. Gabriela bei ihrer therapeutischen Arbeit. Nahe beim Eingang befindet sich das Physiotherapie-Zimmer, in dem Sr. Gabriele ihre Patient:innen betreut. Nicht jede:r kann sich die Physiotherapie beim Arzt oder im Krankenhaus oder auch schon die Fahrt in die nächste größere Stadt leisten und so hilft Sr. Gabriela unermüdlich jenen, die diese Hilfe dringend brauchen, aber nicht oder nur wenig bezahlen können.

Viele Menschen wären so dringend auf therapeutische Hilfe angewiesen. Nach Knochenbrüchen zum Beispiel wäre Therapie so wichtig, berichtet sie uns. Sr. Gabriele freut sich, wenn ihre Patien:innen dann wieder besser zurechtkommen.

Sr. Ansila treffen wir beim Kochworkshop. Die Kinder sind in zwei Gruppen unterteilt. Zuerst kocht eine Gruppe von Kindern aus dem Dorf Donuts, während die Roma-Mädchen im Gruppenraum warten und sich dort die Zeit vertreiben. Sr. Ansila muss die Gruppen auf Wunsch der Eltern teilen, auch wenn ihr dabei das Herz wehtut. Wir setzen uns zu den Roma-Mädchen und versuchen uns zu unterhalten. Sie sind sehr lieb, freundlich, selbstbewusste junge Damen zwischen fünf und zwölf Jahren. Wegen der Zahnlücke der kleinsten gibt es kurz große Aufregung. Alle laufen gemeinsam in den Waschraum. Sr. Patrizia erzählt uns später, dass die Kinder von ihren Eltern für den ersten ausgefallenen Milchzahn Geld bekommen, was wohl die Aufregung erklärt. Später zeichnen sie mit Buntstiften schöne Bilder und freuen sich, dass sie mir gefallen.

Unseren Besuch im Lernzentrum müssen wir auf den nächsten Tag verschieben, da ja heute schulfrei ist. Außerdem stehen die Ferien vor der Tür und die Schüler:innen, Lehrer:innen und vor allem Sr. Ansila können ein wenig aufatmen. Als wir sie zu ihrer Motivation für ihre Arbeit mit den Kindern befragen, sagt sie: I love them. Drei kleine Worte, die alles zusammenfassen.

Danach gehen wir mit Sr. Patrizia zur Kirche von Răducăneni und besuchen den Tischler, der schon viel für die Diözese und auch für die Schwestern gebaut hat. Er ist sehr kreativ und stellt vor allem Stühle für Altarräume in Kirchen her. Ursprünglich war er Wagner, ist Autodidakt und Künstler. Wir bestaunen seinen Schauraum mit seinen Möbeln und Skulpturen und er zeigt uns auch seinen schönen Garten und sein „Salettl“, alles selbst gebaut.

Zurück im Casa Nazareth, umarmt mich eines der Roma-Mädchen, was mich sehr freut. Die Roma-Kinder sind jetzt mit Kochen an der Reihe und es duftet im ganzen Casa Nazaret nach frischen Donuts. Nach dem Kochen wird gemeinsam gegessen, das Geschirr abgewaschen und aufgeräumt. Ein Mädchen teilt einen seiner Donuts mit uns. Wir spüren, dass es hier nicht nur darum geht, kochen zu lernen und danach abzuwaschen oder aufzuräumen. Das ist schon sehr wichtig, aber worauf Sr. Ansila besonders Wert legt, ist das Miteinander, die Tischgemeinschaft.

In den Pausen oder nach den Workshops spielen die Kinder bei Schönwetter im Garten und auf der Wiese vor dem Haus. Im Winter oder bei schlechtem Wetter gibt es im Keller ein Spielzimmer, wo sie sich bewegen und austoben können.

Als am späten Nachmittag das Haus wieder aufgeräumt und leer ist, bereitet sich Sr. Patrizia auf das Treffen der ACAR-Selbsthilfegruppe vor. Diese Treffen finden wöchentlich statt und Sr. Patrizia begleitet alkoholkranke Menschen nach ihrem Entzug gemeinsam mit deren Familien in ein Leben in Abstinenz. Wir sind auch eingeladen und freuen uns schon darauf.

Barbara