Novizinnen feiern den Heiligen Patrick
Eiskalter Wind, ein paar Tropfen Regen, laute Musik, bunte Kostüme und karnevalsähnliche Umzüge, Blaskapellen aus aller Welt und vor allem, eine grün-orange Menschenmenge: Nein, dies ist keine Beschreibung des Kölner Karnevals, sondern der „Saint Patrick’s Day Parade“, die am 17. März im Herzen Dublins stattgefunden hat. Als Novizinnen einer weltweiten missionarischen Kongregation und als Neulinge in der irischen Kultur wollten wir die Chance ergreifen und den Saint Patrick’s Day in seiner Heimat gefeiert.
Heimat? Nein, eigentlich nicht. Denn Patrick kommt ursprünglich aus Bannaventaberniae, einem Dorf im Südwesten Britanniens (Historiker sind sich bis heute uneins, wo genau dieses Dorf lag bzw. liegt). Mit 16 Jahren wurde er als Sklave entführt und nach Irland gebracht, wo er sechs Jahre lang als Hirte gearbeitet hat. Durch eine Stimme in einem Traum geführt, gelang es ihm, die Flucht zu ergreifen und zurück in seine Heimat zu fliehen. Erfüllt vom Heiligen Geist wurde er Priester. Durch mehrere Träume und Visionen wurde es ihm allmählich klar, dass er nach Irland als Missionar gehen soll, was er auch widerwillig tat.

Sein Leben lang verbrachte er in Irland, zuerst als Wanderprediger, danach als Bischof. Er zog durch die Gegenden, verkündete das Evangelium in einem heidnisch geprägten Land, er taufte viele Menschen, gründete Klöster und organisierte das kirchliche Leben als die Anzahl der Getauften stetig wuchs. Der Missionar des fünften Jahrhunderts wird heute noch in der ganzen Welt als Nationalheiliger Irlands gefeiert. Warum eigentlich? Warum wird ein Heiliger heutzutage noch so groß gefeiert, vor allem in einem Land, das zwei Jahrzehnte früher als Deutschland erschüttert wurde durch Missbrauchsskandale in der Institution, die das Land seit mehreren Jahrhunderten trägt, prägt und einst Identität gegeben hat? Eine kurze Antwort dazu gibt es nicht. Mehrere Bücher sind darüber geschrieben worden.
Meine unwissenschaftliche, subjektive Sicht der Dinge: Patrick verbindet. Egal aus welchem Land, aus welcher Generation oder Religion man ist: An Saint Patrick´s Day fühlt sich jeder und jede ein bisschen Irisch (es wirft natürlich die Frage im Raum, was genau „Irisch sein“ meint – auch darüber sind viele Bücher geschrieben worden!). Man freut sich an der irischen Musik mit Gitarre, cláirseach-Harfe, Fiddle und Bodhrán (Irischer Trommel), den irischen Nationalfarben (grün-weiß-orange), dem Bier Guinness und vor allem an den offenen, gastfreundlichen, gesprächsfreudigen Menschen, die man so in den Straßen kennenlernt. Ja, so verlief unser erster Patrick´s Day in Dublin: herzlich, windig, bunt und schön – auch ohne „Alaaf!“.
Anne-Sophie Dessouroux