Samenkörner der Hoffnung sein
als Noviziatsgemeinschaft in Dublin
Als ENE – (Englischsprachige Europäische Noviziats-) Gemeinschaft sind wir ein Zeichen der Hoffnung für die Nachbarin, die sich um ihren kranken Ehemann kümmert und regelmäßig bei uns hereinschaut, um ihre Sorgen und Freuden mit uns zu teilen, für die benachteiligten Menschen im Day Centre in Dublin, wo die Novizinnen einmal pro Woche mitarbeiten und den Menschen ein hörendes Ohr schenken, sowie für unsere Pfarreimitglieder. Junge Frauen zu sehen und zu erleben, die sich ganz für ein missionarisches Ordensleben in der Kirche vorbereiten, bringt neue Hoffnung in viele Herzen treuer Katholiken, die trotz Erschütterungen und Leid ihren Glauben weiterhin praktizieren und sich einsetzen in den Pfarreien.
Dieser Hoffnungskeim ist vor allem spürbar, wenn wir an besonderen Sonntagen oder bei anderen Anlässen die Gottesdienstgestaltung übernehmen, durch Musik und Gesang die Liturgie bereichern.
Ein weiteres Samenkorn der Hoffnung ist die Bethany Bereavement Support Group. Das Schneeglöckchen (Name dieser Trauergruppe) ist eine der ersten Blumen, das erblüht nach den stürmischen, grauen, nasskalten und dunklen Wintertagen in Irland. Obwohl es einen so zerbrechlichen Eindruck macht, birgt es eine unglaubliche Lebenskraft in sich das aus dem Dunkel der Erde herausbricht und neues Leben verheißt. Genau deshalb ist das Schneeglöckchen das Symbol der „Bethany bereavement support group“ in unserer Pfarrei in Raheny, Dublin, wo ich seit letztem Herbst Teammitglied bin.

Diese Trauergruppen, an Pfarreien angebunden, wurden im Jahr 2007 von einem Jesuiten gegründet, sind ökumenisch ausgerichtet und inzwischen in ganz Irland zu finden. Einmal im Monat organisiert dieses Team im Pfarrzentrum einen Abend für Menschen, die in Trauer sind, weil sie einen nahestehenden Menschen verloren haben. Einige Teammitglieder treffen sich am Morgen vor dem Treffen um den Raum ansprechend herzurichten. Die Zusammenkunft hat eine feste Struktur: gleichbleibende Raumdekoration, Begrüßung, Kerzenritual, Erklärung der Kompetenzen des Teams der Bethany Group, Regeln des Datenschutzes und der Verschwiegenheit der mitgeteilten Geschichten.
Nach einer kurzen Anleitung zum entspannten Dasein mit leiser Musik, folgt ein Impuls zu dem Thema Trauer. Danach, und das ist das Herzstück des Abends, dürfen alle die möchten, erzählen was sie angerührt hat, was sie beschäftigt, was ihnen Hilfe ist im Umgang mit dem Verlust. Es werden keine Ratschläge gegeben, es wird aktiv zugehört. Dies ist eine sehr dichte und auch emotionale Phase des Abends. Diese Runde wird beendet mit dem Hinweis, dass nach dem offiziellen Treffen die Team Mitglieder, die den Trauerkurs absolviert haben, bei Bedarf für Einzelgespräche zur Verfügung stehen. Dann wird eine brennende Kerze weitergereicht und jede Person nennt Personen, an die sie jetzt besonders denken oder beten möchte. Ein Gebet oder ein besinnliches Gedicht beschließen den ersten Teil des Abends. Es wird hingewiesen auf das nächste Treffen, auf ausgelegte Literatur zum Thema, auf die Visitenkarte der Trauergruppe mit der Rufnummer unter der immer jemand zu erreichen ist. Bei Tee, Kaffee und Gebäck folgt der gemütliche Teil des Abends, wo Beziehungen vertieft und neu geknüpft werden.

Der erste Abend nach der zweimonatigen Sommerpause fand Anfang September statt. Ich war tief bewegt davon, wie viele Menschen sich äußerten, wie gut es sei, dass es diese Gruppe gäbe und dass sie sich nach diesem Abend gesehnt hätten. Sie dankten uns für unser Engagement, für die Zeit, die wir freiwillig investieren würden, für das liebevolle Umfeld und die Möglichkeit, neue Hoffnung und Kraft für ihr schwieriges Leben zu schöpfen.
Die meisten Teammitglieder der Trauergruppe haben selber schwere Verlusterfahrungen erlebt. Dass sie nun andere Menschen begleiten und Heilendes bewirken, erfüllt mich mit Ehrfurcht und Dankbarkeit.
Sr. Luzia Schmuki SSpS (geboren in der Schweiz, ist seit 2024 in der SSpS Noviziats-Kommunität in Dublin, Irland)
