(Dienerinnen des Heiligen Geistes von der Ewigen Anbetung, SSpSAP)
geboren 7.1.1862 in Horst-Emscher/Westfalen
gestorben 25.2.1934 in Steyl/Niederlande

Schwestern Maria Michaele, TönniesAdolfine Bernardine Wilhelmine war das vierte von elf Kindern des Ehepaars Johann und Mathilde Tönnies. Der Vater war Kaufmann und führte eine Eisenwarenhandlung. Nach der Volksschule kam Adolfine ihrem Berufswunsch nach und besuchte 1879-1881 das Lehrerinnenseminar in Münster. Nach bestandener Prüfung nahm sie eine Stelle in Rendsburg, Schleswig-Holstein an. Das Gebiet war kath. Diaspora und galt als „Nordische Mission“. Durch die Vereinigung Schleswig-Holsteins mit Preußen hatte die Rendsburger Gemeinde St. Martin einen Zuzug von Katholiken zu verzeichnen und erhielt 1871 einen residierenden Seelsorger. Adolfine bewohnte zwei Zimmer im Pfarrhaus und unterrichtete 1881-1891 an der einklassigen Missionsschule. Sie verspürte die Berufung zum Ordensleben, konnte aber mehrere Jahre lang zu keinem Entschluss kommen, zum einen aus Zweifel an der Echtheit ihrer Berufung und zum anderen aus Rücksicht auf ihre verwitwete Mutter. Ihr Onkel mütterlicherseits, Hermann Wegener, zerstreute ihre Bedenken. Er war der 1875 in Steyl/Niederlande gegründeten „Gesellschaft des Göttlichen Wortes“ beigetreten (SVD; volkstümlich nach dem Gründungsort Steyler Missionare genannt) und war enger Mitarbeiter des Günders Arnold Janssen. Wegener empfahl seiner Nichte, auch dort um Aufnahme zu ersuchen. Sie befolgte seinen Rat und bat im August 1890 brieflich um Zulassung, die ihr noch im gleichen Monat gewährt wurde. Am 1.5.1890 trat sie in Steyl ein. Der weibliche Zweig des Steyler Missionswerkes war zu dem Zeitpunkt erst im Aufbau begriffen und rechtlich noch gar nicht errichtet. Die zukünftige Kongregation der „Dienerinnen des Heiligen Geistes“ (SSpS; Steyler Missionsschwestern) zählte damals 16 Mitglieder (Postulantinnen), die aber weder Ordensregel noch Ordenskleid hatten. Um die Zeit von Adolfines Eintritt begann der Gründer Janssen die zukünftigen Schwestern in abendlichen Vorträgen auf das Noviziat vorzubereiten. Am 17.1.1892 fand die erste Einkleidung statt, und Adolfine Tönnies erhielt den Ordensnamen Sr. Michaele. Wegen der noch nicht vom Bischof bestätigten Ordensregel konnte das kanonische Noviziat jedoch erst am 14.1.1893 beginnen. Am 12.3.1894 legte Sr. Michaele zusammen mit weiteren elf Schwestern die zeitlichen Gelübde auf sieben Jahre ab. Janssen schätzte ihre pädagogischen Fähigkeiten. Er vertraute ihr die Postulantinnen an, und als er 1895 das ordensinterne Missionslehrerinnen-Seminar errichtete, legte er dessen Leitung weitgehend in ihre Hände.

Janssen wünschte für seine Schwesterngründung die Einrichtung eines kontemplativen Zweiges. Die sogenannten Klausurschwestern sollten sich dem Gebet widmen, besonders in der immerwährenden eucharistischen Anbetung, um die aktive Missionsarbeit des Steyler Missionswerkes zu unterstützen. An erster Stelle sollte das fürbittende Gebet für die Priester stehen. Sr. Michaele meldete sich für diesen neuen Zweig, und Janssen wählte sie zusammen mit sechs anderen Kandidatinnen dafür aus. Die sogenannte Klausurabteilung wurde mit der ersten Einkleidung am 8. Dezember 1896 offiziell errichtet. Sr. Michaele erhielt dabei den Namen Maria Michaele vom Heiligen Geist und begann das für drei Jahre vorgesehene Noviziat. Gleichzeitig übernahm sie die Ämter der Noviziatsleiterin und Assistentin der Vorsteherin. Die psychische Erkrankung dieser Vorsteherin (Marie von Basten-Batenburg/Sr. Maria Seraphim) jedoch, die sich bald nach der Einkleidung bemerkbar machte, führte zu Unregelmäßigkeiten in ihrer Amtsführung und belastete auch das Verhältnis zwischen Klausur- und Missionsschwestern schwer. Nach einem Jahr sah sich Janssen genötigt, sie (nach Rücksprache mit dem Bischof) wieder abzusetzten und schließlich gänzlich aus dem Orden zu entlassen. So übernahm Sr. Maria Michaele am 8. Dezember 1897 die Leitung der Klausurabteilung.

In allen Dingen von Belang unterstanden die Klausur-und Missionsschwestern unmittelbar einem vom Generalsuperior Janssen ernannten Generaldirektor (P. Hermann auf der Heide SVD), und letztendlich dem Generalsuperior selber. Als die Gemeinschaft stark wuchs, erhielten die Schwestern etwas mehr Eigenständigkeit. 1906 verlieh Janssen der bisherigen Oberin der Missionsschwestern (Sr. Theresia, Margareta Messner, seit 1903 im Amt) den Titel der Generaloberin und bestätigte Sr. M. Michaele als Oberin der Klausurschwestern. Das Erste Generalkapitel 1909 (für Missions- und Klausurschwestern gemeinsam) überarbeitete die Ordensregel dahingehend, dass die Schwesternkongregation zwar weiterhin dem Generaldirektor unterstand, der aber nun vom Bischof von Roermond (in dessen Bistum Steyl liegt) ernannt wurde und ihm unterstand.

Gemäß der ursprünglichen Idee des Gründers sollten die Schwestern eine Kongregation mit zwei Abteilungen sein: Missions- und Klausurschwestern; eine Generaloberin sollte beide Zweige leiten. Faktisch jedoch entwickelten sie sich zu zwei getrennten Einheiten. Sr. M. Michaele tat einen weiteren Schritt hin zur Verselbständigung, indem sie die Klausurschwestern räumlich von den Missionsschwestern trennte. Während beide Zweige anfänglich dasselbe Klostergebäude bewohnten, ließ sie ein eigenes Mutterhaus in Steyl erbauen, in das die Schwestern 1914 einzogen. Unter der Leitung von Sr. M. Michaele und des Generaldirektors wurde die ursprüngliche Ordensregel von 1891 überarbeitet, um sie dem kontemplativen Lebensstil der Schwestern besser anzupassen. 1917 approbierte der Bischof von Roermond diese neue Regel. Auf seinen Vorschlag wurde der ursprüngliche Name „Dienerinnen des Heiligen Geistes“ um den Zusatz „von der Ewigen Anbetung“ ergänzt zur Unterscheidung von den Missionsschwestern. Von nun an waren beide Zweige getrennte Kongregationen, und Sr. M. Michaele wurde zur Generaloberin.

1922 führte sie das kirchliche Stundengebet nach dem Römischen Brevier ein. Es löste das Pfingstoffizium ab, das die Schwestern nach dem Willen des Gründers täglich beteten. Sobald die Anzahl der Schwestern groß genug war, führte sie zusätzlich zur Anbetung tagsüber auch die nächtliche Anbetung ein, wie es der Idee des Gründers entsprach. Während dieser nur an eine Niederlassung in Steyl gedacht hatte, weitete sich die Kongregation unter ihrer Leitung aus und internationalisierte sich. Auf Einladung des Erzbischofs von Philadelphia reisten die ersten Schwestern 1914 in die Vereinigten Staaten aus. Weitere Gründungen folgten auf den Philippinen, in Deutschland, den Niederlanden und China. Heute ist die Kongregation zudem in der Slowakei, Polen, Argentinien, Brasilien, Chile und Togo vertreten.

Sr. Maria Michaele Tönnies verstarb am 25. Februar 1934 im Mutterhaus in Steyl. Der Seligsprechungsprozess wurde 2015 eröffnet.

 

Werk:

Chronik der Missionsschwestern (26.7.1895-7.10.1896), herausgegeben von Ortrud Stegmeier SSpS, Rom 2014

Literatur:

Fritz Bornemann SVD, Arnold Janssen der Gründer des Steyler Missionswerkes, Steyl 19702, 331-336

Karl Müller SVD, Kontemplation und Mission. Steyler Anbetungsschwestern 1896-1996, Analecta SVD 76, Steyl 1995

Josef Alt SVD, Arnold Janssen. Lebensweg und Lebenswerk des Steyler Ordensgründers, Rom 1999, 390-409

Franziska Carolina Rehbein SSpS, Weinbnerg und Kelter. Symbol der Steyler Gründergeneration, Steyl 2000, 81-92

Edberte Moroder SSpS, Missionsschwestern – Anbetungsschwestern. Zwei Wege, ein Ursprung, ein Ziel, Rom 2002

Hermann Fischer SVD, Mutter Maria Michaele, Adolfine Tönnies. Mitgründerin und erste Generaloberin der Steyler Anbetungsschwestern, Steyl 2013 (inhaltl. unveränderte Neuausabe der Urausgabe 1938)