Sie hat ihren Lebenstraum gelebt – obwohl es so ganz anders kam…
Helena war 1871 fast 19 Jahre alt, als sie zum ersten Mal über ihren Traum sprach. Schon seit frühester Kindheit fühlte sie sich stark vom Kindheit-Jesu-Verein (heute das Päpstliche Missionswerk der Kinder) angesprochen. Was sie in den Schriften des Vereins las, prägt sich ihr tief ein. Besonders das Schicksal der Waisenkinder in China verfolgte sie bis in ihre Träume…
So entwickelte sich ihr Lebenstraum: Missionarin werden und nach China gehen.
Aber sie war eine Frau – keine Ordensgemeinschaft in dieser Zeit bereitete Frauen für einen Einsatz in China vor oder würde sie senden. Doch sie wußte, ihr Traum ist ihre Berufung, und sie gibt nicht auf.
Sie wartete und nutzte die Zeit des Wartens zu noch intensiverem Gebet für ihre Berufung. Bei einer Wallfahrt 1881 nach Aachen hörte sie von Arnold Janssen und von seinem missionarischen „Traum“. Er war schon Wirklichkeit geworden in der Gründung des Missionshauses 1875 in Steyl. Helena ging nach Steyl, aber Arnold Janssen machte ihr wenig Hoffnung, dass er sie jemals als Missionarin senden würde. Sie ließ sich aber nicht abweisen und lebte schließlich für sieben lange Jahre als Magd im Missionshaus. Andere junge Frauen hatten sich mit ihr zu einer Gruppe zusammengeschlossen, und sie beteten, lebten und arbeiteten zusammen. Als Arnold Janssen die ersten Brüder nach Argentinien sandte, ergab sich die erste „Mission“, die sich für Frauen zu eignen schien. Am Abend des 7. Dezember 1889 bekam Helenas Traum ein konkretes Gesicht. Sechs Frauen zogen ein in das Kloster, das Arnold Janssen gekauft hatte, und am kommenden Tag wurden diese Frauen die ersten Postulantinnen der neuen Gemeinschaft der Steyler Missionarinnen, der Dienerinnen des Heiligen Geistes.
Helena sollte niemals als Missionarin in einem anderen Land leben, aber sie beeinflusste erheblich die Entwicklung der ersten Konstitutionen, der Lebensregeln der Gemeinschaft. Sie war die erste Leiterin der jungen Gemeinschaft und sah viele junge Schwestern eintreten und in die Übersee-Missionen gehen.
Vor ihrer ersten Profess 1894 weihte sie sich ganz dem Heiligen Geist. Dies hatte für sie den sehr konkreten Aspekt: Liebet einander! Sie vertraute ihr ganzes Leben lang diesem Heiligen Geist, der sie stärkte und tröstete, den Weg zeigte und begleitete.
Helena war bereit, in allem auf die Stimme Gottes zu hören. Als Arnold Janssen 1896 die dritte Steyler Ordensgründung ins Leben rief, die Dienerinnen des Heiligen Geistes von der ewigen Anbetung (SSpSAP), fragte er Helena, ob sie in diese neue Missionsgemeinschaft übertreten würde. Nach intensivem Gebet entschied sie sich zum Übertritt und wurde wieder Novizin, als Sr. Maria Virgo. Schon 10 Monate nach ihrem Übertritt wurde sie schwer krank. Als deutlich wurde, dass sie diese Krankheit nicht überleben würde, legte sie ihre Profess als SSpSAP ab. Sie starb bereits drei Tage später, am 3. Februar 1900. Ihre letzten Worte waren: „Jesus, für dich lebe ich. Jesus, für dich sterbe ich.“
„Schwester Maria Virgo ist als Mitgründerin zu ehren“, schrieb Arnold Janssen in einem Telegramm an die Schwestern.
Am 7. Mai 1995 wurde Maria Helena Stollenwerk von Papst Johannes Paul II. in Rom selig gesprochen.