Irgendetwas wartet auf mich!

Interview mit Sr. Angela Furian

Sr. Angela Furian blickt auf ein bewegtes Leben im missionarischen Dienst zurück. Geboren wurde sie 1930 in einer Keusche (kleines Bauernhaus) am Berg in Vorderwölch bei Wolfsberg, Kärnten, bergige Gegend, steil abfallende Hänge. Der Vater arbeitete in einer Fabrik, damit die Familie zurechtkam. Angela hatte fünf Schwestern und zwei Brüder.

Wann wussten Sie, dass Sie Steyler Schwester werden möchten?

Ich habe gespürt: Irgendetwas wartet auf mich. Mit fünfzehn Jahren kam ich als Hausgehilfin in den Pfarrhof. Es war eine schöne Jugendzeit. Ich konnte jeden Tag in die Messe gehen, es gab eine Jugendgruppe, einen Jugendchor und jeden Abend nach der Arbeit Gebet in der Kirche. Katharina Streit, die spätere Sr. Marihemma war ebenfalls dort. Sie war bereits begeistert von der Mission und erzählte mir von der Gesellschaft des göttlichen Wortes. Auf einer Landkarte sahen wir, wo die Steyler Missionare überall vertreten waren. Nun wollte ich auch in die Mission gehen. Wir traten beide 1949 bei den Steyler Missionsschwestern ein.

Wie ging es dann weiter?

In St. Koloman und St. Philomena, Alxingergasse holte ich die nötige Ausbildung nach und wurde Hausarbeitslehrerin. Meine ewige Profess war am 8.12.1957. Meinen Eltern und Geschwistern konnte ich sagen: „Ich gehe nach Brasilien.“, damals ein Abschied für immer. Für meine Familie war das schwierig. Als Flugreisen möglich wurden, konnte ich nach 13 Jahren den ersten Heimaturlaub machen. Da habe ich die Gnade Gottes gespürt.

Ich fuhr gemeinsam mit Sr. Notgerilde mit dem Zug nach Rom, von dort weiter nach Genua und mit dem Schiff nach Sao Paolo. Dreieinhalb Wochen dauerte die Überfahrt. In Brasilien wurden wir von den Schwestern abgeholt. Dann ging es nach einem Strandpicknick zum Ankommen über bergige Straßen ins Provinzhaus. Ich lernte sehr eifrig portugiesisch, konnte schon nach wenigen Monaten Telefondienste übernehmen und sorgte dann ein paar Jahre für das Provinzhaus, in dem Exerzitien stattfanden und Schwestern ausgebildet wurden. 7 Jahre lang begleitete ich ca. 80 Postulantinnen während ihrer Ausbildung. Die meisten kamen aus den ehemaligen deutschen und italienischen Kolonien. In den folgenden Jahren war ich Hausoberin und auch Provinzoberin.

1983 übernahm ich die Aufgabe der Hausoberin im Generalat in Rom und 1990 ging ich nach Portugal, um dort eine neue Kommunität mitzugestalten. Ab 2001 wohnte ich in einer kleinen Schwesterngemeinschaft in Odivelas, wo wir in einer schlichten Wohnung mitten im Armenviertel wohnten und uns in der Nachbarschaftshilfe engagierten.   

Im Juli 2020 kam ich zurück nach St. Koloman und bin sehr froh, wieder hier zu sein. Ich helfe einigen Schwestern, die nicht mehr so gut zurechtkommen, bin für sie da und höre zu, gehe jeden Tag in den Garten und stricke noch immer gerne Socken für Kinder.

Das Lieblingsgebet, die liebste Bibelstelle?

Ich schätze das Viertelstundengebet und den Prolog im Johannesevangelium – Gottes Präsenz von Anfang an. Am liebsten bete ich in unserer schönen Kapelle auf der Pflegeabteilung.