Sr. Kavita stammt aus Kerala, Indien, lebt ihre Mission seit 18 Jahren in Äthiopien und seit elf Jahren arbeitet sie als Lehrschwester und Hebamme in der SSpS-Ordensklinik von Waragu, einem Dorf südöstlich in einem Tal auf 1700m Seehöhe gelegen und von steilen Hügeln umgeben. Hier enden die schlechten, brüchigen Straßen, es geht nur mehr zu Fuß weiter.

Sr. Kavita kümmert sich um schwangere Frauen, oft junge Mütter, die mit 13 Jahren ihr erstes Kind zur Welt bringen und stundenlang ins Krankenhaus getragen werden müssen. Sie betreut die Frauen bei den Untersuchungen, hilft bei der Geburt, schult die Mütter im Umgang mit ihren Babys und kümmert sich persönlich um die Erstausstattung der Neugeborenen. Jedes Kind soll sauberes, gutes Gewand bekommen, das die Schwestern in ihrer kargen Freizeit nähen.

Immer mehr Frauen bleiben nach der letzten Untersuchung in der Klinik, um möglichst sicher gebären zu können. Treten Komplikationen auf, ist das nächste Krankenhaus mit dem Rettungsauto, das wir gemeinsam mit MIVA in einem Projekt finanzieren konnten, in 5-6 Stunden zu erreichen. Bis zu drei Fahrer braucht es, um das unwegsame Gelände und die schlechten Straßen sicher zu überwinden. Sr. Kavita begleitet die Frauen und hilft mit allem, was ihr zu Verfügung steht: ihr Wissen, ihr Mitgefühl, ihr Trost und ihr Gebet. Im Gespräch mit Sr. Kavita kann man nur erahnen, wie fordernd und leidvoll das für alle Beteiligten sein kann.

Es fehlt an Medikamenten, medizinischem Material und vor allem an Lebensmitteln. Die Bevölkerung hungert, die Preise sind stark angestiegen und nicht nur Mütter kommen mit ihren Kindern mangel- bzw. unterernährt und krank zur Klinik. In den großen Städten kann man alles kaufen, wenn man das nötige Geld dazu hat. Auf dem Land ist die Versorgung sehr schlecht und der Bürgerkrieg macht es noch schwerer, lebenswichtige Medikamente, aber auch Öl oder Milchpulver zu bekommen. Auch viele alte Menschen können sich nicht mehr selbst helfen. Pension und Sozialversicherung gibt es nicht.

Kraft schöpft Sr. Kavita aus ihrem Glauben, aus dem Gebet und ihrer Berufung. In der größten Not hält sie sich an Jesus fest, wie sie uns erzählt hat, und das gibt ihr Kraft weiterzumachen und nicht zu verzweifeln, wenn ihr manchmal das Herz weh tut.

Es gibt aber auch Grund zur Freude: 13 Frauen konnten bereits zu Krankenschwestern, Apothekerinnen, Laborantinnen und Hebammen ausgebildet werden. Die Ausbildung der Mädchen ist Sr. Kavitas großes Anliegen. Es ist ein Segen für das ganze Dorf, das auch von gut ausgebildetem medizinischen Personal in der Ordensklinik von Waragu profitiert.